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Studentengeschichte Teil 2

Voraussetzungen und Fächer:

Die Grundlage um studieren zu können bildeten die „Sieben freien Künste“ (lat. „septem artes liberales“), welche in die zwei Bereiche Trivium und Quadtrivium unterteilt werden. Das Trivium  aus Grammatik, Rhetorik und Dialektik, bildete den sprachlichen Teil. Das Quadtrivium beinhaltet Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Diese „Sieben freien Künste“ wurden in der „Artistenfakultät“ gelehrt. Man kann sie mit der heutigen Matura, welche erst 1848 eingeführt wurde, vergleichen. Nach erlernen dieser „Septem artes liberales“ konnte man sich für ein Studium der Philosophie, Medizin, Rechtswissenschaften oder Theologie entscheiden.

Bursen:

Aufgrund der ansteigenden Zahl an Studenten herrschte in Paris ein Mangel an Wohnungen. 1257 gründete Robert von Sorbonne die erste „Burse“. Dies war eine Wohn-, Ess- und Lerngemeinschaft. Der Name „Burse“ leitete sich von dem Wort „Börse“ ab. Für den Aufenthalt in einer Burse musste ein wöchentlicher Betrag gezahlt werden, aus welchem die Gemeinschaft lebte. Der einzelne Bewohner wurde Bursant, Burßgesell oder Mitbursche genannt. Die Gesamtheit hieß die „Bursch“. Heutige Bezeichnungen wie „Bursch“ oder „Bude“ stammen von den Bursen. Zu Beginn der Reformation zerfielen die Bursen.

Nationes:

Die Studenten im romanischen Sprachraum wurden in „Nationen“ unterteilt. Diese Nationen dienten dem Zweck, ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen und sich mit Landsleuten am Studienort Einfluss zu verschaffen. Bei Eintritt in die Nation musste ein Eid abgelegt werden, welcher den Neuling fest an die Nation band. Wie in einer heutigen Verbindung gab es schon damals ein Conventsgeheimnis (d. h., keine Informationen an Nicht-Mitglieder weiterzugeben). Im deutschsprachigen Raum gab es die Nationen nur an den Universitäten in Prag, Wien und Leipzig.

Deposition:

Unter Deposition versteht man ein „Aufnahmeritual“, welches ein Neuling durchstehen musste, um in eine Nation oder Burse aufgenommen zu werden. Diese Tradition verbreitete sich von Paris aus und wurde schon bald zum offiziellen Aufnahmeritus einer Universität. Sinn und Zweck war es, „aus dem ungeschliffenen Diamanten einen echten Studenten zu machen“. Dabei musste der Student grausame psychische und physische Folterungen über sich ergehen lassen. Jegliches Geld wurde ihm abgenommen.

Pennalismus:

Der Pennalismus leitet sich vom lateinischen Wort „penna“ (=Feder) ab. Pennalismus bildete sich im Engen Zusammenhang mit der Deposition aus. Dieser Brauch wurden von den Landsmannschaften eingeführt und wurde später als Nachfolge der Deposition angesehen. Für den „Neuankömmling“ bedeutete dies, dass er für einen älteren Student in den Vorlesungen mitschreiben musste. Der Pennalismus verschwand ab 1670, gleichzeitig wurden auch die Nationes verboten.

DIE ENTWICKLUNG MODERNER KORPORATIONSFORMEN AB DEM 16. JAHRHUNDERT

Die Landsmannschaften:

Ab 1615 entwickelten sich neue, nationenähnliche Formen, sogenannte Landsmannschaften. Diese können aber nicht mit den Landsmannschaften des 20. Jahrhundert verglichen werden. Diese Bünde bildeten sich unabhängig von den Universitäten und waren nach landsmännischer Herkunft ausgerichtet. Innerhalb einer Landmannschaft wurde ein demokratisches System entwickelt, die Bundspitze (Senior, Consenior) wurde auf Conventen (=Mitgliederversammlung) gewählt. Im Gegensatz zu heutigen Verbindungen kannte man damals noch kein Lebensbundprinzip. Nach der Exmatrikulation schied man als Mitglied aus der Landsmannschaft aus. Ein Altherrenbund-Prinzip gab es noch nicht.

Studentische Orden:

Ab 1770 bildeten sich die „Studentische Orden“. Diese waren eng mit den Bräuchen und Sitten der Freimaurer verwandt. Sinn und Zweck dieser Orden war „wahre Freundschaft und Beglückung der Menschheit“. Um die Studentischen Orden herrschte viel Geheminiskrämerei: Schweigepflicht, Zirkel und Chargenzeichen wurden eingeführt. Mitglieder Studentischer Orden trugen ein Ordenskreuz mit Wahlspruch, Ordensart und Gründungsdatum. Die oben erwähnte Geheimniskrämerei, mystische Zeremonien, aber auch ständige Duelle führten zum Untergang Studentischer Orden. Letzte Spuren Studentischer Orden gab es um 1819 in Prag.

Corps:

Aus den Landsmannschaften und den studentischen Orden entwickelten sich gegen Ende des 18. Jhdt. die studentischen Corps. Die Corps führten 2 wichtige Merkmale von Couleurstudenten ein: Band und Deckel. Das dreifärbige Band als Zeichen der Zusammengehörigkeit wurde zu einem der wichtigsten Symbole. Die Kopfbedeckung glich ursprünglich der Form eines Dreispitzes aus der Zeit der napoleonischen Kriege.
Corpsstudent kann jeder werden, egal welche Staatsbürgerschaft, Herkunft und Religionszugehörigkeit er hat. Studentische Corps sind pflichtschlagend. Sie werden nach Farben unterteilt in weiße, grüne, blaue und schwarze Corps.

Französische Revolution:

Das bedeutende Ereignis der französischen Revolution ist der Sturm auf die Bastille 1789. Die Parole lautete: egalité, liberté, fraternité (Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit). Napoleon nutze diese Chance und eroberte halb Europa.

Lützow´sche Freicorps:

Unter dem Lützow´schen Freicorps ist der Zusammenschluss von Studenten zu einem Akademikerfreicorps unter der Führung von Major Lützow im Jahr 1813 gemeint. Dieses Freicorps zog gegen Napoleon in die Schlacht. Angeregt wurden die Studenten durch patriotische Schriften und Reden Intelektueller. Die militärischen Erfolge waren jedoch gering. Nachdem Napoleon besiegt worden war kehrten die Studenten wieder an ihre ursprünglichen Studienorte zurück.

Urburschenschaft:

1815 wurde die erste Burschenschaft von ehemaligen Lützower in Jena im Gasthaus zur Grünen Tanne gegründet. Diese wird als Urburschenschaft bezeichnet. Das Ziel war die Zusammenführung aller Studenten und Ersatz aller vorigen Formen. 1816 wurde der Urburschenschaft eine rot-schwarz-rote Fahne gestiftet.

Wartburgfest:

Unter dem Wartburgfest versteht man ein Studentenfest auf der Wartburg. Dies fand 1817 (300. Jahrestag der Reformation und 3. Völkerschlacht bei Leipzig) zum ersten Mal statt. Während dem Wartburgfest wurden Reden gegen Metternichs Polizeistaat gehalten. Außerhalb des Programms wurden Werke missliebiger Dichter verbrannt. 1819 erstach einer der Teilnehmer des Wartburgfestes den Dichter Kotzebue. Dies war eine günstige Gelegenheit für Metternich die Burschenschaften durch die „Karlsbader Beschlüsse“ aufzulösen. Im geheimen bestanden die Burschenschaften weiter.

Karlsbader Beschlüsse:

Die Karlsbader Beschlüsse waren das Ergebnis auf dem durch Metternich einberufenen Kongress in Karlsbad (CZ) im Jahr 1819. Sie beinhalteten die Auflösung der Burschenschaft und Turnerschaft, die Überwachung und Kontrolle der Universitäten sowie die Einschränkung der Rede- und Pressefreiheit. Die Bevölkerung zog sich ins Private zurück.

Die Märzrevolution von 1848:

Darunter versteht man die politischen Bewegungen ab März 1848. Studenten brachten dem Kaiser Forderungen in liberalistischem Sinn vor. Diese wurden abgelehnt und die Studenten und Arbeiter gingen auf die Straßen um zu protestieren. Metternich wurde abgesetzt. Spätestens 1849 wurden die Revolutionen niedergeschlagen.

Couleurstudentische Entwicklung nach 1848:

Für Mittelschüler galt von 1849 bis 1918 das Verbot, Vereine zu gründen, auch als „Koalitionsverbot“ bekannt. Dies konnte jedoch die Gründung von Studentenverbindungen nicht verhindern. Es kam zur Gründung von konfessionelle Verbindungen durch konfessionelle Studenten. Auch das traurige Kapitel des Antisemitismus prägte österreichische Korporationen. Jüdische Studenten traten aus den Verbindungen aus, um eigene zu gründen. In der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. entstand auch allmählich der Status einer Couleurdame.

Studentenkorporationen zwischen 1798 und 1848:

In diesen 50 Jahren entstanden alle heutigen Korporationsformen: schlagend, nichtschlagend, konfessionell ungebunden, konfessionelle Verbindungen, Corps, Burschenschaften, Sängerschaften, Landsmannschaften, Jägerschaften.

Das 20. und 21. Jhdt.:

Sowohl 1. als auch 2. Weltkrieg bedeutete für das Couleurstudententum eine gewaltige Zäsur. Das Ende des 1. Weltkrieges bedeutete auch das Ende des Koalitionsverbots. Unzählige Korporationen entstanden. 1933 kam es zur Absplitterung der österreichischen CV-Verbindungen und somit zur Gründung des ÖCV. Während der Herrschaft des Nazionalsozialismus kam es auch zur Gründung von Widerstandsbewegungen, wie zum Beispiel der „Standarte 105“. 105 bedeutet in der Übersetzung CV. Mit Ende des 2. Weltkrieges kam es zur Reaktivierung vieler Verbindungen. Couleurdamenzirkel und Damenverbindungen wurden gegründet. Während der 68er Bewegungen nahm die Zahl der Korporierten unter den Studenten gewaltig ab. Es kam auch zu Auseinandersetzungen zwischen Waffenstudenten und katholischen Couleurstudenten.